Wie gehts eigentlich Alf?
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Alf ist alt geworden. Die Tanners sind über alle Berge und verdingen sich in der Provinz als Rummel-VIPs. Nur der graue Alf lebt noch allein in seiner Filmkulisse im Studio B und durchblättert die Zeitung nach sich selbst. Er findet was auf Seite 12. Nee, doch nicht. Nur irgendein Ulf, der seine Schwester heiraten will. Dann eben nicht! Er stapft rüber zum guten, alten Apple, setzt sich an seine Bewerbungen und tippt. Denn Alf will wieder ins Showbiz. Und sein größter Erzfeind Garfield ist ihm bereits einen großen Schritt voraus. Der war schon mit Erfolg im Kino, Alf noch nicht mal mit ner Katze in einer erotischen Duschszene. Er will den ersten Buchstaben tippen, drückt aber sechs auf einmal. Alf rüffelt seine faltige Nase aus Pappmaché, die sofort schlapp herunter hängt und richtet sie wieder auf. Okay, also auch kein Schreiben! Mit diesen Tatzen wird das nichts. Dann lieber ran ans Regal mit den schmutzigen Filmchen. Über Hunde und die kleinen süßen Miezekätzchen. Da kann er immer so schön abschalten und muss sein Fellkostüm kaum bewegen.
Aber ne Pizza vorher muss noch sein. Die bestellt er immer mit der kratzigsten Stimme, die das Fernsehen je gehört hat, Thomas Piper aka Tony Danza sei Dank. Und wenn der Bote klingelt, springt Alf auf alle Viere, rennt zur Tür und bellt ganz laut – wie auf Melmac, wenn Feuer ausbrach. Schon flüchtet der ahnungslose Pizzamann durch die verlassenen Hallen des Studios B und der leckere Snack bleibt vor Alfs Tür liegen – wieder ein paar unangenehme Fragen über Haare auf der Nase erspart. Jetzt hat er aber wirklich Appetit auf Fleisch und macht erstmal nen billigen Scherz über Willy Tanners Glatze. Kein Publikum johlt. Er schnappt sich das Telefon und bestellt eine Anchovis mit Schinken bei Brunellis. Keine zwanzig Minuten später hört er jemanden in der riesigen Halle „Tanner“ rufen. Als die Schritte die Veranda erreichen und die alten Bretter knirschen, springt Alf vom Sessel und bellt und jault und knurrt die Tür an. Etwas knallt auf die Türschwelle und jemand rennt fluchend davon.
Gerade als er die vorletzte Pizzaecke unter seinen haarigen Rüssel schiebt, flackert das Licht. Dieser verdammte Generator! Alf stapft in den Keller und steigt auf ein Laufband, das mit dem Generator verbunden ist. Wie schon die letzten zwanzig Jahre joggt er eine gute halbe Stunde, dann ist der Akku wieder voll. Das Licht glimmt auf. Alf stapft nach oben. Und jetzt kommt der unangenehme Teil: Sein Kostüm ist nicht wasserfest. Er kann nicht duschen und muss warten, bis der Schweiß verdunstet ist. Oder die Couch alles geschluckt hat. Wie brillant dieser Fellanzug trotzdem ist, sieht man sofort: er lebt. Er altert mit, deshalb die grauen Haare von der Stirn bis an den Bürzel. Das war auch schon auf Melmac so. Alf weiß eigentlich gar nicht, wie er drunter aussieht. Die herrschende Rasse auf seinem Planeten waren die Ratten. Und die beschlossen irgendwann die komplette Ummauerung der sonnenabgewandten Seite. Kein Licht mehr für Alf und seine Verwandten. Er wuchs in völliger Dunkelheit auf und zur Jugendweihe steckte ihn jemand in dieses Fellkostüm. Später erfuhr er, dass seine Mutter dieser jemand war. Auf der Erde war er schon so alt, dass es ihn nicht mehr interessierte wie er wirklich aussah. Warum auch? Hier feierte er große TV-Erfolge als lustiger Wuschel aus dem Weltraum.
„Aber, aber“, so der Schlaumeier auf dem Fernsehschirm, „warum immer Pizza und anderes ungesundes Junkfood? Probieren Sie doch mal was Neues. Wie unsere herzhafte Schweinenasensuppe aus Deutschland.“ Alf, der Alte beugt sich zum Fernseher vor und notiert die Telefonnummer für diese Delikatesse aus einem Land, das er noch nie gehört hat. Irgendwie erinnert ihn das alles an seinen ersten Zungenkuss. Er weiß nur beim besten Willen nicht warum. Hauptsache, der Schweiß trocknet endlich, das ist jetzt entscheidend. Noch ein paar Kissen auf den Bauch gepackt und die Sache sollte sich erledigt haben.
Kaum sieht er das letzte Tröpfchen aus seinem Nabel verdunsten, springt er auf und rennt nach oben. In sein Kämmerchen für die gewissen Stunden. Ihr wisst schon. Seit die Kameras nicht mehr laufen, hat Alf eine gemeine Zwangsneurose: Preisausschreiben. Jeden Tag. Und zwar so viele wie möglich. Sobald er eine Fernsehzeitschrift anfässt, packt’s ihn sofort. Seine andere Pfote sucht hektisch Kuli oder Stift und kritzelt ins erstbeste Feld Namen und Anschrift. Danach kreischt er wie ein Außerirdischer auf dem Fahrrad und schließt sich in sein Käfterchen ein. Oftmals stundenlang, bis er das letzte Rätsel gelöst hat. Er brüllt dann immer ins leere Haus, er wolle jetzt nicht gestört werden. Der Tag ist damit meistens gelaufen. Mit Lesebrille über den Ohren und blau kulierter Zunge kommt er zur Dämmerung wieder nach unten. Der Kuli ist alle. Alf auch. So ein Tag geht ganz schön in die Knochen. Auf Melmac hätte man sich jetzt einfach ein Alien von der Straße gekrallt, das einen am nächsten Arbeitstag vertritt und als Putze schuftet – während man selbst den Tag gemütlich in der Wanne verbracht hätte bei urkomischen Soaps und Schokoladeneis. Aber hier? Hier ist nicht Melmac. Hier legt er die Beine aufs Beistelltischchen und schlummert friedlich ein.
Fortsetzung folgt.
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